Mittwoch, 15. September 2010

Rosmarin & Co. sind nicht bei Hypertonikern kontraindiziert

Seit 1969 ist Robert Tisserand der Aromatherapie-Papst der Neuzeit. Seit der Publikation seines englischsprachigen Werkes 1977 ist er viel abgeschrieben worden, seit der deutschen Übersetzung Mitte der Achtziger wurden viele seiner Infos auch in deutschsprachige Bücher übernommen. Davor (und auch noch danach) spielte der französische Arzt Dr. Jean Valnet (Foto links, 1920-1995) diese Rolle, bzw. seine Bücher.
Robert Tisserand, der englisch und französisch spricht, ist ein unermüdlicher Kämpfer für den Einsatz von ätherischen Ölen und er arbeitet auch daran, hartnäckige Fehlinformationen in der Aromawelt auszumerzen. Einer davon ist die Mär, dass "Ur-Vater" René Gattefossé seine verbrannte/brennende Hand mit bereitstehendem Lavendelöl gelöscht haben soll. Tisserand weist auf die entsprechende Textpassage des Gattefossé-Buches hin um zu belegen, dass der Chemiker erst NACH einer der Verbrennung folgenden lebensbedrohlichen Infektion Lavendel anwendete und sich sein Zustand dann besserte (hier habe ich darüber berichtet). Wenn wir Aromapflegende solche Fehler gelehrt bekommen haben, geben wir sie unkorrekt weiter, nicht weiter verwunderlich.
Genauso hartnäckig hält sich das Gerücht, das ätherisches Wacholderbeerenöl (Juniperus communis) und ätherisches Zedernholzöl (Cedrus atlantica) gefährlich für Schwangere sein sollen. In den üblichen Verdünnungen angewendet (circa 1 Prozent) stellen sie für gesunde schwangere Frauen jedoch keine Gefahr dar. Die Fehlinformationen kommt von einer Verwechslung mit im englischen "cedar" genannten Bäumen: Juniperus-Arten wie Juniperus virginiana, diese "cedar" wiederum wurde verwechselt mit der "red cedar", es handelt sich in diesem Fall jedoch um den Thujabaum (Thuja occidentalis und andere Thujaarten), das ätherische Öl aus deren Holz und Zweigen kann in der Tat bereits in leichter Überdosierung und innerlicher Einnahme neurotoxisch wirken, auch für Nicht-Schwangere.
In seinem Blog macht Tisserand nun auf einen weiteren Fehler aufmerksam: Rosmarin, Thymian (Thymol), Salbei und Ysop (Foto rechts) sollen laut der Literatur nicht für Bluthochdruckpatienten eingesetzt werden. Der Duftpionier hat in der französischen Literatur nachgeforscht und herausgefunden, dass Valnet, von dem diese Warnhinweise stammen (allerdings beziehen sie sich eindeutig auf die INNERE Einnahme ("usage interne"), sich schlicht und einfach beim Zitieren vertan hat! Das Valnet Buch erschien 1964 (in französischer Sprache) und der Arzt beruft sich auf eine Studie von Caujolle und Cazal von 1944. Laut Tisserand beinhaltet aber diese Studie nur Infos über die blutdrucksenkende Wirkung von Lavendel, Lavandin und Speiklavendel. 1945 haben Caujolle und Franck zwei weitere Studien veröffentlicht, in einer wurde Ysopöl Hunden hochdosiert intravenös verabreicht. Sie hatten zunächst Blutdruckabfall, dann vor einem epileptischen Anfall steig der Blutdruck, um anschließend wieder zu sinken. Die zweite Studie berichtet über die blutdrucksteigernde Wirkung von Muskatellersalbeiöl, nicht Salbeiöl, welches eher zur Senkung des Blutdruck eingesetzt werden solle. Eine Dissertation/Doktorarbeit von 1943, auf die Valnet sich ferner bezog, konnte von Tisserand nicht gefunden werden. Er schließt jedoch seinen Text mit dem Hinweis, dass eine Aromatherapie-Massage mit diesen vier "Valnet-Ölen" (Ysop, Rosmarin, Thymian und Salbei) keine Gefahr für Bluthochdruckpatienten darstellen.
An anderer Stelle weist er zudem darauf hin, dass wenn ein Prüfungsparameter beispielsweise auf "anregend" hindeutet, ein anderer Wert genausogut auf "Entspannung" hinweisen kann, so dass es nicht so einfach ist, die Wirkung von ätherischen einfach so zu kategorisieren. Zudem müssen wir immer noch an den "Faktor Mensch" denken, der mal so mal so reagieren kann, je nachdem wie sich der momentane Zustand seines Organismus auf die natürlichen Substanzen einlässt. (Foto Jean Valnet: Laboratoire Cosbionat/Wiki Commons)

Montag, 13. September 2010

Rosenhydrolat



Bei meinem diesjährigen Frankreichurlaub begegnete ich auf einem Campingplatz den ich seit vielen Jahren kenne einem Miturlauber der auch seit vielen Jahren diesen Platz aufsucht, er fragte mich ob ich in der Gegend einen guten Augenarzt wüsste. Er plagte sich seit etwa 4 Wochen mit einer massiven Bindehautentzündung die in Deutschland schon mit etlichen Antibiotischen Augensalben von seinem Augenarzt behandelt wurde und einfach nicht so richtig abheilen wollte. Kaum in Frankreich flammte die Bindehautentzündung wieder richtig auf. Einen Augenarzt kenne ich dort nicht aber ich bot ihm Hilfe mit Rosenhydrolat ohne Alkoholzusatz an. So befeuchtete ich eine sterile Kompresse mit Rosenhydrolat und legte sie ihm auf das entzündete Auge. Mein „Patient“ war anfangs sehr skeptisch ob dies funktionieren würde auch wenn er den Duft und die Kühle als sehr angenehm empfand. Wir vereinbarten dass er am Abend des gleichen Tages noch mal vorbeikommen solle. Zu diesem Zeitpunkt sah sein Auge schon viel besser aus und er war sichtlich erstaunt und sehr beeindruckt. Die nächsten zwei Tage kam er zwei mal täglich an unserem Zeltplatz vorbei. Am dritten Tag war von der Bindehautentzündung nichts mehr zu sehen. Nach seiner Aussage war sein Auge seit Wochen nicht mehr so reizlos. Bis zu meiner Abreise eine Woche später ist die Bindehautentzündung nicht mehr aufgeflammt.